„Hast du meinen Text gelesen.“
„Ähm, ja…“
„Und? Wie fandest du ihn?“
„Ähm, ja, also… ehrlich gesagt … insgesamt irgendwie nicht so besonders gut.“
„Warum nicht? Was hat dich gestört“
„Ähm, naja ich fand ihn etwas schwach und naja, mir hat was gefehlt. So genau kann ich aber gar nicht sagen, was es ist …“
Wie hilfreich ist so ein Feedback?
Gar nicht. Da können Sie auch gleich ganz darauf verzichten. Was Sie nicht tun sollten. Denn Feedback ist unheimlich sinnvoll und kann aus einem schlechten einen guten und selbst aus einem sehr guten einen brillanten Text machen. Also nichts wie los. Wenn Sie Autor sind, kann ich Ihnen nur raten: Holen Sie sich um himmelswillen Feedback.
Nie allein
Ich kann verstehen, dass es am Anfang schwer fällt, sich mit dem eigenen Text an andere zu wenden. Aber es lohnt sich. Ein Werk wird ausnahmslos besser, wenn es nicht von einem einsamen Poeten im Elfenbeinturm geschrieben wird. Autoren, die alleine dort oben sitzen und sich Zeile um Zeile aus den Rippen leiern, erscheinen vielleicht im ersten Moment als produktive Texter. Aber das Ergebnis und die Qualität leidet, wenn der Text ohne einen neutralen Blick von außen, ohne eine zweite oder auch dritte Meinung entsteht. Es mangelt an frischen Ideen, an wertvollen Hinweisen und manchmal driftet der Text in eine komplett falsche Richtung ab, was der Schreiber selbst gar oft gar nicht mehr bemerkt.
Hilft immer
All das können Sie vermeiden, wenn Sie sich ein qualitatives Feedback einholen. Damit es Ihnen wirklich weiterhilft, gilt es ein paar Punkte zu beachten:
Spielregeln beim Feedback
- Wählen Sie die Person, die Ihren Text konsultieren soll, ganz genau aus. Manchmal sind die beste Freundin oder der Partner befangen und deshalb nicht so gut geeignet wie eine neutrale Person.
- Sagen Sie Ihrem Feedback-Partner genau, welche Art von Prüfung Sie sich wünschen: Ein schnelles Überfliegen, einen Struktur-Check oder eine detaillierte Rückmeldung, in der jedes falsch gesetzte Komma angemarkert ist?
- Im mündlichen Teil: Hier spricht zunächst nur der Feedback-Geber. Sie als Feedback-Nehmer hören genau zu. Denn es geht ja eben nicht darum, jeden Kritikpunkt zum Anlass zu nehmen, Halbsatz für Halbsatz zu verteidigen und sich für jede Formulierung zu rechtfertigen. Hören Sie genau hin, was Ihr Feedback-Partner zu Ihrem Text sagt.
Jeden Tag
Bei unserer Arbeit im Teamwriting verlässt kein Text unsere Buchwerkstatt ohne den Double-Check durch eine oder mehrere Feedback-Runden. Wir nehmen uns für gegenseitige Textkonsultationen ausreichend Zeit. Nach jeder Schreibphase – egal ob ich an einem Buchkapitel, einem Blogtext, einem Magazinbeitrag sitze, eine Gliederung erstellt oder mir Ideen zur Konzeption eines Buches gemacht habe, bitte ich einen meiner Kollegen um Rückmeldung dazu. Nachdem ich mir eigene Gedanken gemacht und sie zu Papier gebracht habe, hilft mir der Austausch. Manchmal brauche ich auch an bestimmten Stellen Hilfe oder suche nach einem bereichernden Gedankenpingpong.
Immer besser
Mein Kollege setzt sich mit Stift und Zeit hin, liest meinen Text aufmerksam durch und macht sich Notizen. Danach sprechen wir über seinen allgemeinen Eindruck von meinem Werk und die detaillierteren Kommentare.
Er achtet darauf, mir wertschätzendes aber ehrliches Feedback zu geben und die kritischen Aspekte freundlich, aber klar und deutlich rüberzubringen.
Trotzdem ist es natürlich manchmal für mich hart, wenn Passagen, für die ich mir besonders viel Mühe gegeben habe, bei meinem Konsultationspartner durchfallen. Aber meistens ist was dran: Wenn mein Kollege über bestimmte Abschnitte stolpert, ist es wahrscheinlich, dass es einem anderen Leser ähnlich geht. Dann überlege ich, wie ich sie umbauen und besser machen kann.
Das Einarbeiten der Anmerkungen nach dem Feedback liegt dann wieder ganz in der Zuständigkeit des Autoren. Also in meiner.
Und in Ihrer.
Bis zum Letzten
Verwechseln Sie Feedback aber nicht mit Textfreigabe. Ihr Feedback-Partner wird Ihnen für Ihr Werk weder eine Absolution erteilen, noch kann er es für Sie in die Tonne hauen. Denken Sie dran: Es ist und bleibt Ihr Text und dafür haben Sie bis zum Schluss die Verantwortung. Bis zum letzten Ausrufezeichen!
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