„Ich habe ein Buch geschrieben. Können Sie mir helfen, dafür einen Verlag zu finden?“
Das werde ich oft von Autoren gefragt, die mir im Anhang gleich ein Probekapitel oder ein umfangreiches Manuskript mitschicken. Das schaue ich mir dann gerne an. Und wir finden dann auch fast immer gemeinsam einen Weg, wie der Autor sein Buchprojekt so professionell wie möglich Verlagen präsentieren kann. Manchmal denke ich bei der Lektüre des Manuskriptes aber auch: Wenn wir doch nur schon etwas früher miteinander gesprochen hätten …
Denn viele Autoren haben, das merke ich den Texten an, voller Begeisterung über ihr Buchthema drauflosgeschrieben. Haben ihr umfangreiches Wissen darüber einfach im Kopf abgerufen und direkt in Sätze und Worte fließen lassen. Das verstehe ich auch gut. Denn wer in seinem Thema Top-Experte ist und täglich darüber in seinem Beruf oder in seiner Freizeit schreibt, spricht, unterrichtet, lehrt, Vorträge hält, forscht und arbeitet: Der muss doch wohl nicht erst lange überlegen, auf welche Art und Weise er sein Wissen in Buchform packt, oder?
Doch! Ich lege Ihnen das jedenfalls wärmstens ans Herz. Denn ich finde, es gibt auf dem Buchmarkt schon viel zu viele Bücher, die zwar interessantes Wissen, gute Ratschläge und diskutable Standpunkte enthalten – aber die zu lesen einfach keinen Spaß machen! Sie kennen das bestimmt: Manche Bücher wollen Sie unbedingt lesen, aber Sie geraten ständig aus dem Lesefluss. In Ihrem Kopf tauchen immer wieder Fragen auf, die Sie von der Lektüre ablenken:
- WOZU hat der Autor dieses Buch geschrieben?
- WOZU erzählt er MIR das alles?
- WOZU soll ich dieses Buch eigentlich lesen?
Das sind drei elementare Fragen, bei denen es besser ist, dass der Autor sie für sich vor dem Schreiben beantwortet als dass sie sich dem Leser bei der Lektüre aufdrängen. Wenn ich diese Fragen den Autoren stelle, die uns ein Manuskript oder eine Projektskizze geschickt haben, dann merke ich, dass die meisten von ihnen darüber noch nicht wirklich nachgedacht haben. Die Antworten sind unterschiedlich, aber im Kern laufen sie meist auf folgende Aussagen hinaus:
- Weil es um ein Thema geht, das mich beschäftigt und über das ich viel weiss.
- Weil das Thema viele unterschiedliche Zielgruppen anspricht.
- Weil das Thema so interessant ist, dass viele Leser mehr darüber wissen wollen.
Wenn Sie Ihre Ausgangsposition vor dem Schreiben Ihres Buches ähnlich zusammenfassen würden, dann kann ich Sie nur warnen: Das reicht noch lange nicht aus, um ein Buch zu schreiben, das seine Leser wirklich erreichen wird! Ein richtig spannendes Buch können Sie nur schreiben, wenn Sie etwas tiefer über diese drei Fragen nachdenken.
Warum wollen Sie dieses Buch schreiben?
Die Motivationen von Autoren können ganz unterschiedlich sein. Einer möchte mit dem Buch für seine geschäftlichen Aktivitäten werben, ein anderer möchte die Welt verbessern mit einer Botschaft, und ein dritter möchte einen Bestseller landen und berühmt und reich werden. Auch wenn das mit dem Reichwerden durch Bücher eher unrealistisch ist: Alle diese Motive und noch viele andere sind legitim. Aber es ist wichtig, dass Sie darüber vorher nachdenken und das Buch danach ausrichten. Und dazu gehört auch, dass Sie über Ihre kommunikative Rolle als Autor reflektieren. Das klingt kompliziert, heisst aber ganz simpel: Sie sollten die passende Buchgattung auswählen:
- Wollen Sie Ihr umfangreiches Expertenwissen mit anderen teilen – also ein Fachbuch schreiben?
- Wollen Sie über ein Problem Ihrer Leser schreiben, für das Sie Rat, Hilfe und einen methodischen Lösungsansatz haben – also einen Ratgeber schreiben?
- Wollen Sie mit Ihrem Standpunkt, mit Ihrer These eine Diskussion anstoßen und das Denken Ihrer Leser in Bewegung bringen – also ein Sachbuch schreiben?
Je nachdem, wofür Sie sich entscheiden, können völlig unterschiedliche Buchkonzepte und Gliederungen entstehen.
Für wen wollen Sie schreiben?
„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ So steht es seit Jahrhunderten in Goethes Faust, und viele Autoren handeln bewusst oder unbewusst nach diesem Satz. Aber das ist für das Schreiben eines Buches kein guter Leitsatz.
Wer sich nicht genau genug entscheidet, für wen er das Buch schreibt (und für wen nicht), der riskiert, am Ende von niemandem gelesen zu werden. Überlegen Sie genau, wem Sie wirklich etwas zu sagen haben, und versuchen Sie nicht, zu viele unterschiedliche Zielgruppen unter einen Hut zu bekommen. Lieber Ihre Zielgruppe ist überschaubar, aber klar definiert, als dass sie groß und diffus ist.
An wen Sie sich wenden, hat auch mit den eben skizzierten Buchgattungen zu tun: Vielleicht sind Ihre Leser Menschen, die möglichst viel an Wissen über ein Thema erwerben wollen, zum Beispiel in einer Weiterbildung. Oder es sind welche, die ein Problem lösen möchten: sei es in ihrer persönlichen oder beruflichen Weiterentwicklung, bei ihrem Hobby oder auch bei einer Krankheit. Oder solche, die ein Thema besonders beschäftigt und die interessiert sind, durch die Beschäftigung mit anderen Standpunkten in ihrem eigenen Denken und Handeln weiterzukommen.
Ganz egal, wie Sie Ihre Zielgruppe eingrenzen und definieren: Es ist immer sehr abstrakt und deswegen schwierig, für eine Gruppe von Menschen zu schreiben. Mein Rat an Sie lautet: Picken Sie sich einen raus, einen idealen Leser, für den Sie Ihr Buch schreiben und mit dem Sie beim Schreiben auch immer in Kommunikation bleiben. Geben Sie ihm einen Namen und ein Gesicht und: Reden Sie mit ihm! Ja, ich meine das ganz wörtlich: Setzen Sie ihn imaginär beim Schreiben auf den Platz Ihnen gegenüber. Und wenn Sie mal nicht wissen, wie Sie etwas formulieren sollen: Sagen Sie es ihm mündlich – und in den allermeisten Fällen sind Sie dann auf einmal automatisch in einer leserorientierten und klaren Sprache. Dieser ideale Leser kann nicht Ihre gesamte Zielgruppe repräsentieren, aber er steht stellvertretend für sie. Wie ein Klassensprecher ist er der Vertreter und Anwalt der Interessen aller Leser Ihres Buches.
Wie wollen Sie Ihren Leser motivieren, Ihr Buch zu lesen?
Nur weil sie sich für ein Thema interessieren, kaufen heute die wenigsten Menschen noch ein Buch. Dafür ist die digitale Konkurrenz zu groß. Jeder kann darüber im Internet eine unendliche Menge an Wissen einsammeln. Aber das ist selten so exklusiv und originell, dass er es nicht genauso parallel an mehreren anderen Stellen auch finden könnte. Wenn Ihr Leser Lust haben soll, Ihr Buch zu kaufen und dann auch zu lesen, dann sollten Ihre individuelle, persönliche Perspektive auf das Thema, Ihr Ansatz, es anzugehen, und nicht zuletzt ihr packender und den Leser mitnehmender Schreibstil in ihm das Gefühl auslösen: Das ist ja, als hätte der Autor das Buch für mich geschrieben! Sie sollten anstreben, dass Ihr Leser emotional beim Lesen so gepackt ist, so sehr mitfiebert und so atemlos von Seite zu Seite blättert, als wäre Ihr Buch ein spannender Kriminal- oder Liebesroman. Und ja, das geht auch bei trockenen Sachthemen: Finanzen, Vertrieb, Logistik, Organisation, etc.. Ganz egal, worüber Sie schreiben: Wenn Sie Ihrem Buch eine Dramaturgie geben, die Ihren idealen Leser packt – dann haben Sie die Grundlage für ein wirklich lesenswertes Buch geschaffen. Eines, das Ihre Leser lieben werden.
Wenn Sie über das alles nachgedacht haben – dann können Sie mit dem Schreiben loslegen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Und wenn Sie Unterstützung beim Nachdenken benötigen: Melden Sie sich einfach bei uns!
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